Das Wandern (durch die Behörden) ist des Müllers Frust
oder Die Geschichte von Zweien, die auszogen, das Fürchten zu lernen

s war einmal..., so fangen alle Märchen an. Die Meisten davon enden glücklich. Wir wollen hier aber kein Märchen erzählen, sondern ein in unseren Zeiten ganz reales Trauerspiel dokumentieren, dessen Ausgang ungewiss ist.

Es war einmal anno 1997, da überlegten zwei Menschen, wovon sie denn einmal im Alter leben wollten. Im staatlichen Rententöpfchen war zu diesem Zeitpunkt schon lange kein Geld mehr, selbst das Töpfchen hatten unsere, von wem auch immer, gewählten Volksvertreter verhökert. Da sagte der Mann: "Meine liebe Frau, wenn wir später nicht verhungern wollen, müssen wir uns etwas einfallen lassen".
Eine Idee war bald gefunden, die Alte Mühle in Markersdorf. Das Objekt der Begierde, unmittelbar am Chemnitzfluß gelegen, bestehend aus dem Gebäudekomplex einer ehemaligen Öl- und Schneidemühle in äußerst sanierungsbedürftigem Zustand.

Doch zunächst ein Ausflug in die Geschichte:
Die "Alte Mühle" in Markersdorf wurde 1528 erstmalig in den Zinsbüchern von Zschillen, was heute zur Gemeinde Wechselburg gehört, als Dinkelmühle erwähnt. Die Mühle brannte jedoch unbekannten Datums ab. Leider ist davon nichts erhalten geblieben. 

für weitere Ansichten bitte klicken   Laut Grundstein wurde 1771 die heutige Mühle mit 2 Wasserrädern als Öl- und Brettmühle erbaut. Davon erhalten geblieben sind die Wehranlage, Mühlgräben, Fundamente der Ölpresse und der hintere Gebäudeteil im Hof, mit originaler dreiteiliger Tür.

Bei Grabungen wurden Fundamente des Sägewerks und der Kellerbauten im Hof gefunden. Diese sind aber leider nicht zu besichtigen. 

Von 1771 bis 1820 ist die Mühle im Besitz der Familie Schuricht. Die Schurichts waren nicht nur Müller, sondern laut ihrem Tür-Wappen auch Mühlenbauer.
1814 wurde die Mühle, wahrscheinlich von der Familie Schuricht, zu einer Weberei umgebaut. Dabei wurden die 2 Wasserräder entfernt und das Sägewerk abgerissen.


Nunmehr wurde ein großes Wasserrad mit Vorgelege und Transmissionsabtrieb eingebaut und 2 weitere Häuser für die Unterbringung der Webstühle errichtet.
1820 verkaufte die Familie Schuricht die Mühle an ihren Freund und Textilfabrikant Carl Tetzner. Der betrieb die Mühle als "Türkisch-Rotfärberei" weiter. 
Zwischen 1900 und 1930 wurde der Betrieb eingestellt und die Gebäude zu Betriebswohnungen umgebaut. 
1945 wurde die Firma, nunmehr "C.A.Tetzner & Sohn", enteignet.
1953 wurden die Grundstücke im Auftrag der "VEB Feinspinnerei Flöha" neu vermessen. Häuser für sich, und ein Grundstück für den Neubau einer Wasserkraftanlage geschaffen.  

 

Nunmehr wurde ein großes Wasserrad mit Vorgelege und Transmissionsabtrieb eingebaut und 2 weitere Häuser für die Unterbringung der Webstühle errichtet.
1820 verkaufte die Familie Schuricht die Mühle an ihren Freund und Textilfabrikant Carl Tetzner. Der betrieb die Mühle als "Türkisch-Rotfärberei" weiter. 
Zwischen 1900 und 1930 wurde der Betrieb eingestellt und die Gebäude zu Betriebswohnungen umgebaut. 
1945 wurde die Firma, nunmehr "C.A.Tetzner & Sohn", enteignet.
1953 wurden die Grundstücke im Auftrag der "VEB Feinspinnerei Flöha" neu vermessen. Häuser für sich, und ein Grundstück für den Neubau einer Wasserkraftanlage geschaffen.  

Im Jahre 1999 wurde der Kauf mit der Gemeinde Markersdorf perfekt gemacht. Die Freude über den Besitzerwechsel war wohl, wenn auch aus unterschiedlichen Beweggründen, auf beiden Seiten groß.
Die Gebäude der Mühle sollten schrittweise saniert werden. Es war geplant, 13 Wohnungen in landschaftlich schöner Umgebung und ruhiger Lage entstehen zu lassen. Weiterhin sollte im Zusammenhang mit dem in Planung befindlichen Chemnitztalradweg anfangs ein Imbiss, später eine Ausflugsgaststätte Hunger und Durst der radfahrenden und wandernden Zeitgenossen stillen.
Das Sahnehäubchen allerdings ist das zum Grundstück gehörende Wasserrecht der Mühle aus dem Jahre 1814. Allerdings war zum Zeitpunkt des Kaufes die Mühlentechnik seit vielen Jahren ausgebaut, der Ober- und Unterwassergraben mit Müll und Unrat verfüllt. Einzig im Fluss erinnerte noch das alte Wehr, und im Sächsischen Staatsarchiv das Wasserrecht an die frühere Nutzung.

Chemnitzer Morgenpost   So sollte die Wasserkraftanlage wieder reaktiviert werden, um mittels eines unterschlächtigen Wasserrades umweltfreundlich Energie zu erzeugen.
Bis dahin galt und gilt es noch immer unzählige bürokratische Hürden zu nehmen. Auch gab es unnötige nervenzehrende Auftritte von Menschen, die unter dem grünen Öko-Deckmäntelchen sehr viel Energie daransetzten, die Baumaßnahmen zu stoppen oder wenigstens mit größtmöglichen Schaden zu verzögern.

Artikel in der Freien Presse

Selbst der MDR platzierte im März 2007 in seiner Vorabendsendung einen kurzen Beitrag. Bitte anklicken.

 
Deutscher Mühlentag 2015

Am Pfingstmontag, dem 25. Mai nutzten wir das schöne Wetter um eine Wanderung zur Alten Mühle nach Markersdorf zu unternehmen.
Seit einigen Jahren arbeitet unser Schatzmeister an dem alten Gebäudekomplex und hofft, nun 2016 das Wasserrad wieder in Betrieb nehmen zu können und später dann umweltfreundlichen Strom zu erzeugen.
Jahrelang durch behördliche Schikanen behindert und verzögert, sieht man jetzt einen deutlichen Baufortschritt.

Im Bild links sieht man unseren Schatzmeister auf seinem für Demozwecke teilmontierten Zuppinger-Rad.

Für Speis und Trank war gut gesorgt, auch wurden die zahlreichen Besucher von unserem Schatzmeister durch das alte Gemäuer geführt und die weiteren Arbeiten erläutert. Viele Fragen zur Technik und zum Haus fanden ihre Antwort.

Im Bild rechts unser Alterspräsident mit Stammtischhund Mia.


Neues von der "Alten Mühle"

Es tut sich was in Markersdorf. Am 18. Januar 2016 wurde mittels Kran die Welle des Wasserrades in die Lager gehoben. Jetzt muss das Rad noch eingehaust werden und kann dann montiert werden.
Wir sind gespannt.

 

  Pünktlich zum Osterfest 2016 ist das Wasserrad im Rohbau zusammengesetzt. Als nächster Schritt steht die weitere Komplettierung der elektrischen Ausrüstung an.
Das Rad ist komplett und dreht bereits, zur Zeit noch ohne Last. Bitte anklicken.  
Impressionen vom Mühlentag 2017

Sonnig, leicht bewölkt und trocken, so lautete der Wetterbericht für den Pfingstmontag. Grund genug, mal wieder in der Alten Mühle vorbeizuschauen.

Dies taten auch mehr oder weniger freiwillig viele Radfahrer. Der neu eröffnete Chemnitztal-Radweg endet nämlich bis auf Weiteres unweit der Mühle und viele Radfahrer nutzten die Gelegenheit zu einer Besichtigung und/oder für einen Imbiss.


Silke an der Gulaschkanone
Die Sitzgarnituren waren gut ausgelastet.

 
Im Winter und Frühjahr 2018 legten die Eisenbahnfreunde Chemnitztal an ihrer Museumsbahnstrecke den Haltepunkt "Alte Mühle" an. Noch fehlt das Stationsschild, aber ich denke, spätestens wenn der erste ICE Unmengen an erholungssuchenden Großstädtern ausspuckt... Man munkelt sogar, die Weiße Flotte denkt über eine Wiederaufnahme des Linienverkehrs nach...

Pressestimmen zum Tag der erneuerbaren Energien 2018:

und noch einmal zum gleichen Anlass von der Wasserkraftanlage unseres Vorsitzenden in Göritzhain:

Ein Foto vom Mühlentag 2019  

Das Ende vom Lied oder Es kam, wie es kommen musste, nur ganz anders

So ging denn ein Jahr um das andere ins Land, aber an der Mühle war keine Veränderung mehr erkennbar, bis am 19.02.2021 in der "Freien Presse" folgender Artikel erschien. Selbst enge Freunde ahnten nichts von der katastrophalen monetären Schieflage der Mühle, aber lest selbst:

(Mein) Fazit: Für einen ging wegen totaler Ignoranz von Tatsachen sein größtes Projekt und Lebenstraum jäh zu Ende, eine andere verlor ihr Selbstvertrauen, eine dritte ein kleines Vermögen und der vierte gibt seine altklugen Hinweise 10 Jahre zu spät und erteilt nun gute Ratschläge, die keiner braucht.

[Mai 2021] Zur Zeit steht das ganze Gelände mit der Mühle zum Verkauf. Sollte es ein Happy End für die Mühle im Sinne der jetzigen Eigentümer geben, werde ich hier davon berichten.

Kontakt:
Alte Mühle GbR
Lindenstr. 56
09217 Burgstädt
Tel.: 03724 83660
e-Mail:
gerd-bussenius@gmx.de

Text: Jörg Reinhold (Kommentar zum Beitrag ist zwecklos, ist mir eh Wurscht), Bilder: diverse